Ein faszinierendes Phänomen betrifft etwa ein Drittel der Bevölkerung: der unbezwingbare Drang zu niesen, wenn man aus einem dunklen Gebäude in das grelle Sonnenlicht tritt. Dieser Reflex, bekannt als photischer Niesreflex, fesselt Wissenschaftler seit Jahrhunderten.
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Bereits 400 v. Chr. fragte sich Aristoteles, warum die Sonnenexposition zum Niesen anregt. In jüngerer Zeit wurde dieser Reflex, auch als ACHOO-Syndrom (Autosomal Dominant Compelling Helio-Ophthalmic Outburst) bezeichnet, als dominantes genetisches Merkmal identifiziert. Laut dem National Center for Biotechnology Information hat eine Person eine 50%ige Chance, diese Reaktion zu erben, wenn ein biologischer Elternteil davon betroffen ist.
Der photische Niesreflex tritt oft bei plötzlichen Helligkeitswechseln auf, zum Beispiel beim Einschalten des Lichts in einem dunklen Raum. Dr. David Lang von der Cleveland Clinic erklärt, dass nicht eine spezifische Wellenlänge, sondern die Lichtintensität diese Reaktion auslöst.
Die Häufigkeit und Intensität dieses Reflexes variiert von Person zu Person. Für einige ist es ein gelegentliches Phänomen; für andere kann die Exposition gegenüber hellem Licht wiederholtes, unkontrollierbares Niesen auslösen, so die Cleveland Clinic.
Eine Studie, die 1995 in Alabama durchgeführt wurde, zeigte, dass 33 % der befragten Patienten vom photischen Niesreflex betroffen waren. Eine neuere Forschung in China aus dem Jahr 2019 ergab, dass 25 % der untersuchten Personen diese Reaktion zeigten. Die genauen Mechanismen dieses Phänomens sind den Forschern noch unklar. Die Haupttheorie besagt, dass intensives Licht den Trigeminusnerv stimuliert, was zu gekreuzten Signalen zwischen den Zweigen führt, die zu Augen und Nase verlaufen.
Genetische Mutationen im Zusammenhang mit dem photischen Niesreflex wurden in einer Studie von 2010 von der Biotech-Firma 23andMe entdeckt. Eine andere Studie aus dem Jahr 1995 schlug eine Verbindung mit einer Nasenscheidewandverkrümmung vor, während eine japanische Forschung aus dem Jahr 2019 einen möglichen Zusammenhang mit Migräne feststellte.
Der photische Niesreflex ist in der Regel harmlos, kann aber in gefährlichen Situationen, wie im Straßenverkehr, Risiken darstellen. Um ihn zu bewältigen, wird das Tragen einer Sonnenbrille empfohlen. Dr. William Howland rät außerdem, Druck auf das Philtrum (den Raum zwischen der Unterseite der Nase und der Oberlippe) auszuüben, um diese Reaktion zu verhindern, eine Technik, die durch eine australische Studie aus dem Jahr 2019 validiert wurde.