Krebs: neues Verfahren bringt Krebszellen dazu, sich selbst zu zerstören – und es ist effektiv 🧪

Veröffentlicht von Cédric,
Autor des Artikels: Cédric DEPOND
Quelle: Science
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Was, wenn Krebszellen zu ihren eigenen Feinden werden könnten? Ein Team aus Stanford scheint einen Weg gefunden zu haben, dieses Ziel zu erreichen.

In unserem Körper werden täglich Milliarden von Zellen durch einen Prozess namens Apoptose zerstört. Dieser biologische Mechanismus beseitigt unnötige oder beschädigte Zellen, um das Gleichgewicht zu erhalten. Doch Krebszellen entziehen sich dieser Regel und vermehren sich unaufhörlich.


Die Forscher von Stanford haben ein innovatives Molekül entwickelt, das die Situation verändert. Mithilfe eines „molekularen Klebers“ haben sie zwei Proteine, BCL6 und CDK9, miteinander verbunden, die normalerweise unabhängig voneinander agieren. Dieses unerwartete Duo zwingt Krebszellen dazu, ihre eigenen Zerstörungsgene zu aktivieren.

BCL6, ein Protein, das häufig bei Lymphomen eine Rolle spielt, deaktiviert normalerweise die Gene der Apoptose und verleiht den kranken Zellen eine Art Unsterblichkeit. Doch sobald es mit CDK9 verbunden ist, wird dieses Protein zum Werkzeug ihres Untergangs, indem es diese Gene reaktiviert und die Zellzerstörung auslöst.

Die originelle Idee stammt von Gerald Crabtree, einem Entwicklungsbiologen. Fasziniert von der Apoptose und ihrer Schlüsselrolle im Überleben der Zellen entwickelte er einen umgekehrten Ansatz: eine lebensnotwendige Abhängigkeit von Krebszellen in ein tödliches Signal zu verwandeln.

Die Laborergebnisse sind vielversprechend. Das Molekül zeigte eine beeindruckende Wirksamkeit gegen das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (eine Form von Blutkrebs), ohne gesunde Zellen zu beeinträchtigen. Tests an 859 verschiedenen Krebszelllinien zeigten eine außergewöhnliche Spezifität: Nur die Lymphomzellen wurden abgetötet.

Noch besser: Experimente an gesunden Mäusen ergaben keine bemerkenswerten Nebenwirkungen. Genauer gesagt fanden die Wissenschaftler lediglich heraus, dass das Molekül auch in der Lage war, eine spezifische Kategorie gesunder B-Zellen (eine Art Immunzellen) zu eliminieren, jedoch ohne größere Auswirkungen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Behandlungen wie der Chemotherapie schont diese Methode somit gesunde Zellen und eliminiert effektiv die kranken Zellen.

Die Forscher hoffen, dass dieser Ansatz Resistenzen verhindert – ein häufiges Problem herkömmlicher zielgerichteter Therapien. Durch die gleichzeitige Aktivierung mehrerer Apoptosesignale könnte der Krebs überwältigt werden, bevor er sich anpassen kann.

Nächste Schritte sind Tests an Lymphom-erkrankten Mäusen und die Entwicklung ähnlicher Moleküle für andere Onkogene. Sollten diese Bemühungen erfolgreich sein, könnte dieser „molekulare Kleber“ zu einer revolutionären Waffe im Kampf gegen Krebs werden.

Was ist Apoptose?


Die Apoptose ist ein grundlegender biologischer Prozess, bei dem sich die Zellen unseres Körpers auf programmierte Weise selbst zerstören. Im Gegensatz zur Nekrose, einer oft mit Entzündungen verbundenen, zufälligen Form des Zellsterbens, handelt es sich bei der Apoptose um einen kontrollierten, sauberen und stillen Mechanismus.

Dieses Phänomen ist essenziell für das Gleichgewicht des menschlichen Körpers. Täglich werden etwa 60 Milliarden Zellen eliminiert, besonders in Geweben mit hoher Erneuerungsrate wie dem Blut oder dem Darm. Diese Erneuerung erhält die Gesundheit der Organe und entfernt defekte Zellen.

Bei Krebserkrankungen ist dieser Prozess oft gestört. Krebszellen deaktivieren die Apoptosesignale und können dadurch unbegrenzt überleben. Das Verstehen und die Reaktivierung dieses Mechanismus stellen somit einen großen Fortschritt für die Krebstherapie dar.

Die Apoptose spielt auch eine wichtige Rolle in der embryonalen Entwicklung und der Immunität, indem sie beispielsweise potenziell autoimmun-agierende Zellen eliminiert, bevor sie schädlich werden.