Die Evolution hat Vögel und Säugetiere auf unterschiedlichen Wegen mit einem komplexen Gehirn ausgestattet 🧠

Veröffentlicht von Adrien,
Quelle: Science
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Die Gehirne von Vögeln, Reptilien und Säugetieren haben sich unabhängig voneinander entwickelt, wie zwei aktuelle Studien zeigen. Diese Forschungsergebnisse revolutionieren unser Verständnis der Hirnevolution.


Das Pallium, eine für kognitive Funktionen entscheidende Hirnregion, wurde lange Zeit als bei diesen Arten ähnlich angesehen. Allerdings unterscheiden sich die Entwicklungsmechanismen und Zelltypen erheblich. Die Studien zeigen, dass sich die neuronalen Schaltkreise über unterschiedliche evolutionäre Wege gebildet haben.

Die Forscher verwendeten fortschrittliche Techniken wie die räumliche Transkriptomik, um die Entstehung von Neuronen zu analysieren. Sie entdeckten, dass die beteiligten Gene je nach Art variieren, was auf eine konvergente Evolution und nicht auf eine Homologie hindeutet.

Eine zweite Studie verglich die Zelltypen im Gehirn von Vögeln mit denen von Säugetieren und Reptilien. Sie zeigt, dass Vögel ursprüngliche inhibitorische Neuronen bewahrt haben, während ihre exzitatorischen Neuronen sich einzigartig entwickelt haben.

Diese Entdeckungen unterstreichen die evolutionäre Flexibilität der Gehirnentwicklung. Sie zeigen, dass fortgeschrittene kognitive Funktionen über sehr unterschiedliche genetische und zelluläre Wege entstehen können.

Diese Arbeiten eröffnen neue Perspektiven in der vergleichenden Neurowissenschaft. Das Verständnis der genetischen Programme hinter spezifischen Neuronenarten könnte die Forschung zur Neuroentwicklung beleuchten.

Die Studien, die in Science veröffentlicht wurden, nutzen multidisziplinäre Ansätze, um die Evolution der Hirnschaltkreise nachzuzeichnen. Sie zeigen, dass die Evolution mehrere Lösungen gefunden hat, um komplexe Gehirne zu konstruieren.


Evolutionäre Entwicklungsgeschichte des Palliums bei Amnioten:
- Links: Illustrationen der verschiedenen Neurogenese-Sequenzen in den pallialen Schaltkreisen von Amnioten.
- Oben rechts: Die räumliche Transkriptomik zeigt eine große neuronale Diversifizierung im Pallium des Küken.
- Unten rechts: Einzelzell-RNA-Sequenzierung zeigt eine Konservierung bei der Differenzierung GABAerger Neuronen, im Gegensatz zur Diversifizierung glutamaterger Neuronen.

Abkürzungen: DPall (dorsales Pallium), Hc (Hippocampus), IPCs (intermediäre Vorläuferzellen), LPall (laterales Pallium), SPall (Subpallium), Th (Thalamus), VPall (ventrales Pallium).


Was ist das Pallium?


Das Pallium ist eine Hirnregion, die bei Wirbeltieren vorkommt und eine Schlüsselrolle bei kognitiven und sensorischen Funktionen spielt. Bei Säugetieren umfasst es den Neokortex, der für komplexes Denken verantwortlich ist.

Bei Vögeln und Reptilien hat das Pallium ähnliche Funktionen, unterscheidet sich jedoch in Struktur und Entwicklung. Diese Unterschiede spiegeln spezifische evolutionäre Anpassungen jeder Gruppe wider.

Die aktuellen Studien zeigen, dass trotz vergleichbarer Funktionen die Entwicklungsmechanismen des Palliums zwischen den Arten erheblich variieren. Dies deutet auf eine unabhängige Evolution und nicht auf einen gemeinsamen Ursprung hin.

Diese Entdeckungen stellen die Annahme infrage, dass ähnliche Hirnstrukturen auf gemeinsame evolutionäre Ursprünge hindeuten. Sie unterstreichen die Komplexität und Vielfalt der evolutionären Wege.

Was ist konvergente Evolution?


Konvergente Evolution tritt auf, wenn unterschiedliche Arten unabhängig voneinander ähnliche Merkmale entwickeln, oft als Reaktion auf vergleichbare Umweltbedingungen. Dies resultiert nicht aus einer gemeinsamen Abstammung.

Im Fall der Gehirne von Vögeln und Säugetieren haben sich ähnliche neuronale Schaltkreise über unterschiedliche genetische und zelluläre Wege entwickelt. Dies illustriert eine funktionelle Konvergenz und keine strukturelle Homologie.

Studien mit räumlicher Transkriptomik haben gezeigt, dass die Gene, die an der Bildung von Neuronen beteiligt sind, zwischen den Arten variieren. Diese genetischen Unterschiede unterstützen die Idee einer konvergenten Evolution.

Diese evolutionäre Flexibilität zeigt, dass die Natur mehrere Lösungen finden kann, um komplexe Funktionen wie Kognition zu erreichen. Dies bereichert unser Verständnis der biologischen Vielfalt.